Fernwanderwege Deutschland Hohe Mark Steig

Wandern auf dem Deich der Issel und durch den Dämmerwald (Hohe Mark Steig, Etappe 2)

Wanderung von Blumenkamp bis Schermbeck auf dem Hohe Mark Steig, Etappe 2

32 km am Stück oder gemütlich einmal 19 km und einmal 13 km? Die Entscheidung den Hohe Mark Steig, Etappe 2 zu teilen, fiel mir nicht schwer. So erlebte ich ein Wochenende am Niederrhein, welches mir von Sonnencreme bis voller Regenmontur alles bescherte. Gleichzeitig gab es zum großen Teil keinen Handyempfang und (Überraschung!) im wirklich schönen Gasthof auch kein WLAN …

Digital Detox und absolute Ruhe! ❤️


Der Plan, den Hohe Mark Steig in meiner Instagram-Story zu dokumentieren, zerschlug sich schon auf der ersten Etappe, weil: Es gab zu großen Teilen überhaupt keinen Empfang. So erstellte ich zwischendurch wunderschöne Storys und stellte abends fest: Nichts davon wurde gesendet! Shit happens. 🙂

Der Hohe Mark Steig, Etappe 2 startet offiziell an der Bärenschleuse. Da es keinen ÖPNV gibt, der dich dort hinbringt, endete meine erste Etappe am Bahnhof Wesel-Blumenkamp. Dort starte ich auch wieder auf den Steig, womit die zweite Etappe 5 km länger ist als offiziell angegeben. Also insgesamt 32 km.

Wenn …. ja, wenn es nicht nach ca. 19 km zwei wunderschöne Waldhotels gäbe, in denen man übernachten und am nächsten Tag weiterwandern könnte. Und genau das tat ich! 🙂

Wer ambitioniert genug ist, kann die Etappe natürlich auch am Stück durchlaufen.


Hohe Mark Steig, Etappe 2: Die Fakten und GPX-Track

Start:Bahnhof Blumenkamp, Wesel
Ziel:Zwischenziel nach 19 km (Übernachtung): Gasthof Pannebäcker, Malberger Straße 49,46514 Schermbeck oder Hotel „Zum Fuchsbau“, Schermbeck

Ziel nach 32 km: Schermbeck, Haltestelle Heggenkamp
ÖPNVAm Bahnhof Blumenkamp hält der RE19. Am Zwischenziel gibt es kein ÖPNV. Am Ziel nach 32 km fährt ab Heggenkamp der SB 18 bis Dorsten Bahnhof.
ParkenParkmöglichkeiten an Start und Ziel sind schwierig. Am Bf Blumenkamp gibt es zwei Stellplätze.
Länge:32 km (mit Übernachtung 19 km und 13 km)
Aufstieg/Abstieg:110 m auf, 90 m ab
Schwierigkeit:mittel
Reine Gehzeit:5,5 Std. und 3,5 Std.
Einkehr: Gaststätte Pollmann (Bf Blumenkamp)
Gasthof Pannebäcker (Zwischenziel)
In Schermbeck gibt es mehrere Einkehrmöglichkeiten.

Auf dem Hohe Mark Steig (Etappe 2) von Blumenkamp bis Dämmerwald

Vom Bahnhof Blumenkamp aus startete ich auf den Zuweg, der rund zwei Kilometer lang ist. Als ich loswanderte war das Wetter, wie am Vortag, noch richtig toll. Der Zuweg führte entlang der Straße, ich entdeckte Emus, die ich eine Weile beobachtete – die sich aber nicht für mich interessierten und gelangte schließlich auf den Hohe Mark Steig.

Die ersten Kilometer verliefen auf Feldwegen oder auf der Landstraße. Die Sonne knallte und ich war schon zu diesem Zeitpunkt um jedes Bäumchen froh, welches ein wenig Schatten spendete und zum kurzen Unterstellen einlud. In einem Vorgarten an der Straße entdeckte ich ein Mini-Pony und eine Ziege – ein natürlicher Rasenmäher quasi. Aber auch zwei Hunde bellten wütend an der Einfahrt – so ging ich schnell weiter.

Die Issel in Wesel
Die Issel in Wesel

Nach ein paar Kilometern erreichte ich die „Issel“, die übrigens nur bei uns gesprochen wird, wie sie sich schreibt. Ab der Grenze zu Holland wird sie als „Ijssel“ bezeichnet und fließt schließlich ins Ijsselmeer oder „Eisselmeer“. Ab dem kleinen Flüßchen wandere ich auf dem Deich und zunächst fand ich daran auch gefallen.

Der Weg war schmal und teilweise zugewachsen. Kuhkot (obowohl keine Kühe zu sehen waren) ließ mich Schneisen schlagen. Ich entdeckte unfassbar viele Muscheln, riesige Pilze und schließlich begleitete mich über ein sehr langes Stück ein Pfauenauge, welches sich auch immer wieder bereitwillig ablichten ließ.

Mal links oder über eine Brücke gewechselt rechts auf dem Deich, gelange ich nach ca. 3 km zur „Bärenschleuse“ dem offiziellen Start/Ende der Etappe.

Kulturdenkmal „Die Bärenschleuse“

Die heute noch betriebsfähige Schleuse stammt aus dem 17. Jahrhundert. Und mit Bären hat sie rein gar nichts zu tun: Der Name geht auf die niederdeutsche Bezeichnung „Baer“ für „Schleuse“ zurück. Ursprünglich diente die Schleuse dazu, die Gräben um die Stadt Wesel herum mit Wasser zu füllen.

An der Schleuse gibt es einen Parkplatz und ein Pausenplätzchen, so lege ich die erste Pause ein.

Die Issel am Hohe Mark Steig, Etappe 2

Danach wird es etwas langatmig… Ich wanderte weiterhin auf dem Deich der Issel – kilometerweit mal rechts, mal links. Wenngleich ich mich auch durch schöne, ländliche Gegenden leiten ließ, war der Weg auf der Wiese des Deichs anstrengend, die Sonne knallte und die Issel wurde irgendwann eintönig. In meinem Ohr erklang die Stimme von irgendjemandem, der mir erzählte: „Die zweite Etappe vom Hohe Mark Steig kannst du dir schenken!“ – und nun wusste ich auch warum! 😀

Schließlich entdeckte ich, dass die Issel mich in ein Waldstück führte. Ich habe ich so gefreut! Endlich was anderes und Wald und Schatten! Gleichzeitig beobachtete ich schon die ganze Zeit dicke dunkle Wolken hinter mir, während vor mir noch alles sommerlich aussah. Im Waldstück angekommen, setzte ich kurz den Rucksack ab und packte um. Die Regenjacke nach ganz oben; Dinge, die nicht unbedingt nass werden sollten in den Zippbeutel.

„Gleich kriegen wir den Arsch nass!“

Dann wanderte ich weiter und glaubte, der Weg führt gleich vom Fluss weg in den Wald… Auf den letzten Metern des Deiches kam mir ein anderer Wanderer entgegen. Er fing sofort an zu lachen und sagte „Gleich kriegen wir den Arsch nass!“ Er sah aber auch, – im Gegensatz zur mir – was sich in den letzten Minuten hinter mir zusammengebraut hatte…

Wir unterhielten uns kurz und er meinte, dass das Pankok Museum in der Nähe sei. Wenn ich aber auf dem offiziellen Steig dahinginge, käme ich auf gar keine Fall im Trockenen an. Er empfahl einfach der Issel weiter bis zur Straße zu folgen, wenn der Weg eigentlich abzweigt und dann bin ich am Museum und auch wieder auch wieder auf dem Weg.

Die letzten Meter auf dem Deich der Issel am Hohe Mark Steig
Die letzten Meter auf dem Deich der Issel am Hohe Mark Steig

Wenige Minuten, nach dem wir uns verabschiedet hatten, erreichte ich ein Feld und somit auch die Abzweigung. Der Blick in den Himmel verhieß nichts Gutes… So folgte ich dem Rat des Wanderers und wanderte weiter entlang der Issel und sparte mir damit rund 2,5 km. Weit kam ich jedoch nicht – nur zwei Minuten später begann es zu donnern, zu blitzen und schließlich auch zu schütten wie aus Eimern.

Ein einziger Baum auf weiter Flur schütze mich schließlich etwas vor den Regenmassen – auch wenn der Baum nicht der bevorzugte Unterschlupf bei Gewitter war. Ich zog die Regenhose und die Regenjacke an. Ich zog den Regenschutz für den Rucksack über – was auch absolut nötig war.

Nach rund 45 Minuten ließ der Regen ein bisschen nach und ich wagte weiter zu gehen.

Ein Unwetter braut sich zusammen
Ein Unwetter braut sich zusammen

Trotz allen Bemühungen war ich völlig durchnässt – das Wasser stand in meinen Schuhen. Ich fand sogar eine Schutzhütte zwei Kilometer weiter, allerdings verriet mir die Wetter-App, der Regen würde noch Stunden andauern – so ging ich weiter.

Kurz bevor ich den kleinen Ort Lühlerheim erreichte, bog ich in einen Feldweg ein. Es hatte gerade etwas aufgehört zu regnen und von weitem sah ich irgendwas auf dem Weg, was ich nicht genau erkennen konnte. Ein Foto mit Mega-Zoom brachte Klarheit: ein Rehkitz!!! ❤️

Es muss noch ganz jung gewesen sein, denn obwohl ich irgendwann schon sehr nah ran war, stand es die ganze Zeit da und schaute mich an. Erst als ich es ansprach und sagte: „Du musst wegspringen, du hast Angst vor mir!“ nahm es zögerlich Reißaus ins Feld.

Und ich dachte noch: „Es war so klein, da ist die Mutter sicherlich auch nicht weit!“ So war es auch. Mama stand ein paar Meter weiter im Kleefeld, entdeckte mich sofort und flüchtete mit großen Sprüngen über meinen Weg und den danebenfließenden Bach hinweg. Wow!

Highlight des Tages: Ein Rehkitz
Highlight des Tages: Ein Rehkitz

Beschwingt folgte ich den letzten Metern der Etappe durch das Örtchen Lühlerheim, angrenzende Felder und ein kleines Waldstück führten mich danach zur Landstraße. Bevor der Hohe Mark Steig in den Dämmerwald abzweigt, erreichte ich komplett durchnässt, aber glücklich, den Gasthof Pannebäcker.

Übernachtung am Hohe Mark Steig, Etappe 2:

Folgt…


Der Dämmerwald

Mein Fazit zum Hohe Mark Steig, Etappe 2:

Ich gebe zu: Wenn ich ein Ranking erstellen müsste, wäre die zweite Etappe des Hohe Mark Steigs die, die mir am wenigstens gefallen hat. Das lag zum einen daran, dass ich knapp die ersten 10 km nur über den Deich der Issel wanderte – mal links, mal rechts.

Danach und davor ging es überwiegend auf asphaltierten Straßen durch Felder oder auch schon mal durch kleine Orte.

Am zweiten Tag (also auf den letzten Teil 13 km) wanderte ich durch den eigentlich schönen Dämmerwald, allerdings auf überwiegend auf ganz breiten Forstwegen … Daher mein „Ranking“. 🙂


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