Der RheinBurgenWeg (Etappe 3) zählt zu einem der schönsten Abschnitte im unteren Mittelrheintal. So kommt es, dass ich diesen Teil (mittlerweile) schon dreimal bewanderte, aber kein einziges Mal das Highlight am Ende des Weges, den Kaltwassergeysir in Andernach, bewundern konnte. Pandemie sei Dank! Aber: Ich komme wieder! 😉
Die Fakten
Länge: | 19,5 km |
Aufstieg: | 900 m |
Abstieg: | 810 m |
Route: | Bad Breisig – Andernach |
Schwierigkeit: | schwer |
Reine Gehzeit: | 6,5 Stunden |
Start: | Bahnhof Bad Breisig (Parken: Parkplatz am Bahnhof) |
Ziel: | Bahnhof Andernach (Parken: am Bahnhof) |
Zurück zum Start: | Mit dem RB 26/RE 5 von Bf. Andernach nach Bf. Bad Breisig (6 Min.) |
Highlights am Weg: | Reuters Ley, felsige Eselstreppe, Basaltsteinbruch |
Offizielle Webseite: | RheinBurgenWeg |
Unterkunft: | Hotel zum Anker* |
Verpflegung: | In Andernach |
Lies auch hier: Eine Zusammenfassung über den gesamten RheinBurgenWeg findest du an dieser Stelle.
RheinBurgenWeg, Etappe 3: Bad Breisig bis Andernach
Als ich nach zwei Stunden in Bad Breisig aus dem Zug stieg, ließ das Wetter ein wenig zu wünschen übrig. Es war grau und bedeckt, ab Nachmittag waren Gewitter angesagt. Mir war ein wenig mulmig zumute, ob der Tatsache, dass ich jetzt 11 Tage lang alleine und in fremdem Gebiet durch die Gegend wandern würde. Aber ich freute mich auch und sah gefasst dem entgegen, was mich in der nächsten Zeit erwarten würde. So schulterte ich meinen Rucksack und stiefelte los.
170 km to go.
Wenige Meter hinter dem Bahnhof startet die dritte Etappe und führte mich an einem Tennisplatz vorbei direkt auf einen schmalen Pfad und in den Wald. Nach kurzer Zeit gelangte ich auf einen breiteren Weg und erreichte die 12 Meter hohe Mariensäule, welche seit 1957 von oben hinab ins Tal grüßt. Die danebenstehende Bank nutze ich direkt für die erste Trinkpause.
Ich wunderte mich ein bisschen … Mein Rucksack war doch leichter (8 kg inkl. Getränke) als vergangenes Jahr bei der Alpenüberquerung – aber er kam mir so unendlich schwer vor. Wie habe ich es geschafft, über die Alpen zu gehen? Mit noch mehr Gewicht! Großartig. Nicht.
Hinter der nächsten Kurve führte ein Serpentinen-Pfad steil nach oben, um nach einem ersten Vorgeschmack auf die kommenden Ausblicke direkt wieder runter an den Rhein zu führen.
Auf Pfaden und Felsen von Burg Rheineck zu Burg Brohleck
Am Rande von Bad Breisig angekommen, überquerte ich zunächst den Vinxtbach. Das Gewässer markierte die ehemalige Grenze im Römischen Reich zu Niedergermanien. Danach schlängelte sich ein gepflasterter Weg hinauf zu Burg Rheineck. An dieser Stelle fragte ich mich erneut, wie ich es geschafft habe, mit noch mehr Gewicht … Zu meiner Enttäuschung war das Anwesen selbst vom Weg aus gar nicht zu sehen.
Allerdings bietet die Aussichtsplattform Reuters Ley, welche ich kurz darauf über einen Felspfad erreiche, einen beeindruckenden Panoramablick auf die Burg sowie in das Rheintal. Rheineck befindet sich in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.
Vom Aussichtspunkt aus führt der RheinBurgenWeg zwar steil, direkt an der Hangkante und auf schmalen Weg wieder ganz hinunter bis an den Rhein, das macht mir aber wenig aus. Zeit, um Luft zu holen – und die brauchte ich auch, denn: Nach kurzer ebener Fläche in einem Neubaugebiet führte mich eine Bergstraße erneut himmelwärts. Das ständige Auf und Ab erinnerte mich an einen Herz-Kreislauf-Testwanderweg, den ich einst am Königssee bewanderte. 🙂
Zur Entspannung ging es auf der Höhe in einen hübschen Wald hinein, wo mich nur noch sachte Steigungen erwarteten.
Bis hierhin war ich auf meiner Wanderung komplett alleine unterwegs. Das sollte sich beim Abstieg nach Brohl ändern: Auf dem Berghang neben mir sprangen Rehe durch das Unterholz, welche sich wohl vor mir erschrocken haben. Etwas später hörte ich in unmittelbarer Nähe Tiergeräusche, die ich jedoch keinem Tier eindeutig zuordnen konnte. Es hörte sich an wie das Knurren eines Hundes – aber irgendwie auch wieder nicht… Kurz darauf wanderte ich direkt auf Burg Brohleck bzw. Schloss Augustaburg zu.
Ich bewunderte das Anwesen und die imposante Statue an der Hofeinfahrt. Der RheinBurgenWeg führt direkt über den Hof der Burg, schließlich wanderte ich über die Zufahrtsstraße in das Örtchen Brohl hinein. Bevor es von Brohl aus wieder aufwärtsgeht, gibt es am Ortsende einen kleinen Bäcker – wo man theoretisch einkehren könnte. Leider war er bisher immer geschlossen.
Vulkanexpress, felsige Eselstreppe und ein höherschlagendes Herz
Hinter Brohl überquerte ich die Schienen des Vulkanexpresses und wanderte auf einem felsigen Pfad den Dickberg hinauf. Hier schlägt das Wanderherz höher und das liegt nicht nur am Höhenunterschied: Es ist steil, es ist felsig, es ist wild. Trittsicherheit ist gefragt, evtl. auch Schwindelfreiheit. Überraschend schnell erreichte ich den kleinen Pavillon, der von dem vorherigen Berg aus schon zu sehen war. Die Verlockung einer Pause war groß, aber nicht bei so einem Aufstieg… 🙂
Schließlich erreichte ich die Eselstreppe mit in Fels gehauenen Stufen. Wow! Nach einer Weile gelangte ich an die Fahne, welche auch von unten schon zu sehen ist. Fälschlicherweise erweckt die Fahne den Eindruck, man habe den höchsten Punkt erreicht – dem ist aber nicht so. Es geht noch weiter bergan, bis schließlich eine Bank die (fast) am höchsten Punkt steht, zur Pause mit Ausblick lud. An dieser Stelle hatte ich schon fast 3/4 der angegebenen Höhenmeter erklommen – auf knapp neun Kilometern. Puh.
Danach führt der Weg in den Wald und es geht nur noch mit sanften Erhebungen bergan. Der schmale Pfad windet sich um Felsbrocken und Gehölz. Nicht mehr lange, dann ebnete sich der Weg. Auf einem breiten Waldweg wanderte ich über die Rheinhöhen hinweg. Mitten auf dem Berg entdeckte ich einen hübschen, aber alten Hof – der Alker Hof. Wenig später heißt es: Obacht! Auf einem schmalen und versteckten Pfad zweigt der RheinBurgenWeg vom Forstweg scharf nach rechts ab.
Der Einstieg zu den historischen Basaltbrüchen! 🙂
Verwunschener Wald & Basaltgeschichte am RheinBurgenWeg, Etappe 3
Mit dem Betreten des Pfades tritt man in eine scheinbar andere Welt ein. Da erheben sich Felswände. Große und kleine bemooste Felsbrocken liegen rechts und links des Pfades. Der ganze Wald wirkt mystisch und man glaubt, jeden Moment kommt hinter einem der Brocken ein Gnom oder ein Troll hervor. Tatsächlich sind dies aber historische Basaltbrüche. Abbauspuren von der Römerzeit bis ins Mittelalter lassen sich hier nachweisen.
Zahlreiche Hinweistafeln berichten über den Abbau und den Vulkanismus der Region. Ich halte mich hier lange auf, obgleich der Weg nach ca. 500 m wieder aus dem Bruch heraus und auf den Wanderweg zurückführt.
Die letzten 10 km bis nach Andernach, meinem ersten Etappen-Ziel, waren schnell verflogen. Ich genoss tolle Aussichten, selbstverständlich gab es auch noch einen weiteren Berg zu erklimmen, der mir einiges abverlangte. Bei Namedy traf ich einen älteren Herrn auf einem rostigen Fahrrad. Er trug einen (ur)alten abgewetzten Anzug und seine Haut war ledern – so braun gebrannt war er. Er sprach mich wegen des großen Rucksacks an und fragte, was ich mache.
Dabei erzählte er, dass er vom Flaschen sammeln kommt und schon seit vielen Jahren im Wald wohnt. Das war unheimlich – zumal ich bis dahin noch keine Menschenseele an diesem Tag getroffen hatte! Er wollte mir unbedingt zeigen, wie er dort lebt. Ich winkte ab und um ihn loszuwerden verschenkte ich meine letzten Zigaretten – was zum Glück auch funktionierte! Er fuhr glückselig davon und ich konnte die letzten Kilometer bis Andernach hinein in Angriff nehmen.
RheinBurgenWeg, Etappe 3: Die essbare Stadt Andernach
Das offizielle Etappenende liegt außerhalb von Andernach, von dort läuft man noch 3-4 km in den Ort. Zum Einlauf in die essbare Stadt tat sich der Himmel auf und da mein Hotel direkt am Rhein lag, kehrte ich zuerst in den gegenüberliegenden Biergarten ein. 🙂
Einkehr-Tipp: Mittlerweile ging ich die Etappe mehrfach und wir landeten immer im Eiscafé Teatro Andernach. 🙂
Nachdem ich mich gestärkt hatte, checkte ich im Hotel ein und unternahm anschließend noch einen Rundgang durch die Geschichte Andernachs. Andernach beherbergt sehr viele historische Zeitzeugen. Große Teile der Stadtmauer sind noch gut erhalten. Das „Rheintor“ befand sich direkt neben meinem Hotel. Es war einst der repräsentative Eingang der Stadt vom Rhein aus.
Außerdem wird das Örtchen auch als „die essbare Stadt“ bezeichnet. Denn überall im Ort befinden sich kleine und öffentliche Obstanbauten. Das bedeutet: Man darf sich einfach bedienen. Der Kaltwassergeysir war pandemiebedingt leider geschlossen.
Dafür sah ich zum ersten Mal frisch geschlüpfte Schwanenbabys. Mitten im Park vor dem Hotel! ❤️
Übernachtungs-Tipp: Ich übernachtete recht günstig im sehr schönen und sauberen Hotel zum Anker*.
So endete mein erster Tag auf dem RheinBurgenWeg nach rund 25 km (mit Zuwegen) und ich war gespannt, was mich am nächsten Tag mit der neuen Etappe erwarten würde!
GPX-Track zum RheinBurgenWeg, Etappe 3
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