Auf traumhaften 19 km leitete uns der Bergische Weg (Etappe 5) von Schloss Burg bis in die Blütenstadt Leichlingen. Die Sengbach-Talsperre, der Rüdenstein und die Diepentalsperre säumten unsere Route. Außerdem gab es einen Strip, Bier und Geschichten von den Grafen von Berg.
Die Fakten
Länge: | 21 km |
Aufstieg: | 740 m |
Abstieg: | 820 m |
Route: | Schloss Burg – Leichlingen |
Schwierigkeit: | mittel |
Reine Gehzeit: | 5 Stunden |
Start: | Solingen, Schloss Burg (Parkplatz: Burg Brücke, Schloßbergstraße 4) |
Ziel: | Bahnhof Leichlingen (Parken: P+R am Bahnhof, Bahnhofstraße) |
Zurück zum Start: | Ab Leichlingen Bf mit dem RB48 bis Solingen Hbf. Weiter mit dem Bus 681 bis Mühlenplatz, Umstieg in den Bus 683 bis Burg Brücke. |
Offizielle Webseite: | Der Bergische Weg |
Weiterlesen: Der Bergische Weg in der Gesamtübersicht!
Der Bergische Weg, Etappe 5: Von Schloss Burg bis Leichlingen
Als ich mich am Morgen des 13. Juli 2019 auf den Weg nach Solingen-Burg machte, schüttete es wie aus Eimern. Ich befand, dass bei diesem Wetter kein Mensch wandern möchte und sah meine Lieblings-Etappe sprichwörtlich ins Wasser fallen. Ich überlegte mir bereits einen Notfall-Plan, falls niemand am Treffpunkt erscheint. Eine Idee war schnell gefunden: So eine Bergische Waffel, wie wir sie am Ende der letzten Etappe aßen, und Kaffee als Entschädigung. 🙂
Der Waffel-Traum platzte als ich in Unterburg auf den Parkplatz fuhr. 😀 Dort standen schon einige Mitwanderer und winkten. Mein Telefon ratterte los: Christian, der Navigator, hatte unterwegs noch eine Mitwanderin eingesammelt, aber ein Bus fiel aus. Wow! 15 Minuten später waren wir vollzählig und auch der Wettergott hatte ein Einsehen: Der Regen hört auf! Es konnte losgehen.
Auf die Etappe des Bergischen Wegs, die an Leichlingen vorbeiführt, freute ich mich am meisten. Schon lange wollte ich einmal auf dem Wanderweg von meiner alten Heimat (Essen) bis in die neue (alte) Heimat wandern. Diesen Punkt durfte ich hiermit auf meiner To-Do-Liste abhaken.
Wandern bei Schloss Burg: Sitz der Grafen von Berg
Unterhalb der Seilbahn, die über die Wupper hinweg nach Schloss Burg hinauffährt, gelangten wir auf einen kleinen Pfad. Die Burganlage war seit dem 12. Jh. der Stammsitz der Grafen von Berg. Im 30-jährigen-Krieg wurde die Höhenburg fast vollständig zerstört und verfiel anschließend. Ab 1890 wurde Schloss Burg rekonstruiert und neu aufgebaut. Eigentümer sind heute die Städte Solingen, Remscheid und Wuppertal.
Sengbachtalsperre: Trinkwasserspeicher für Solingen
Während neben uns das Wasser plätschert, wandern wir direkt in den Forst hinein. Hier galt es die ersten Steigungen zu überwinden. Nach einigen Kilometern durch den Wald erreichten wir die Sengbachtalsperre. Die Talsperre sichert die Trinkwasserversorgun für die Solinger Bürger. Bevor das Wasser zum Verbraucher gelangt, wird es in einem Wasserwerk entsprechend aufbereit.
Das Stauwerk ist eine der ältesten Anlagen überhaupt und existiert bereits seit 1903. Wir unternahmen einen Abstecher, spazierten über die Mauer der Talsperre und schoßen ein paar Gruppenselfies. Schade, dass es so grau war. Mir fiel ein, dass ich im vergangenen Spätsommer bei schönstem Wetter hier war. An einer Spitzkehre vor der Talsperre geht es schließlich wieder bergauf und in den Wald hinein.
Auch bei dieser Etappe überwanden wir einige steilere Anstiege. Wir begingen sogar felsige Abschnitte, was aber daran lag, dass wir einen Wegweiser falsch interpretierten. Der Bergische Weg führt offiziell wohl um unseren Felsabschnitt herum. Wir hatten aber riesig Spaß und würden den Weg erneut über die Felsen begehen.
Wanderweg zum Rüdenstein: Die Geschichte mit dem Köter
Wenngleich ich auch diese Etappe des Bergischen Wegs noch nicht ging, so kannte ich doch zahlreiche Abschnitte. An der Grenze zu Leichlingen erreichten wir den Rüdenstein, wo wir eine kleine Pause einlegten. Christian, der Navigator strippte, weil es ihm zu warm geworden war. Mir fiel daraufhin die »Geschichte mit dem Köter«, wie es Herr Müller liebevoll bezeichnete, nicht mehr ein.
Mittlerweile weiß ich natürlich wieder Bescheid: Einer Sage nach soll Jungherzog Robert von Berg 1424 hier auf der Jagd gewesen sein. Es war zur Weihnachtszeit und im Schnee stürzte er von seinem Pferd in einen Abgrund am Wupperhof. Sein Hund, ein Rüde, macht die restliche Gruppe auf den Verlust des Mannes aufmerksam. Sie kehrten um und folgten dem Tier. Der junge Herzog konnte gerettet werden.
Zum Dank soll Robert ihm ein Denkmal errichtet haben, was der Sage nach im 17. Jh. von einem Sturm in die Wupper geweht worden sein soll. Tatsächlich soll 1424 Adolf VII. Herzog von Berg gewesen sein. Ein »Robert von Berg« taucht wohl in keiner Geschlechterfolge auf. Manche Quellen besagen, er sei der Sohn von Adolf. Das heutige Monument wurde 1927 von Widderter Verschönerungsverein aufgestellt.
Blütenstadt Leichlingen: Obstkammer des Bergischen Landes
Nichtsdestotrotz bereitete es uns großen Spaß zu raten, was es wohl mit dem Hund vom Rüdenstein auf sich hat. Wir erfanden die wildesten Geschichten! 🙂 Mittlerweile befanden wir uns schon auf Leichlinger Gebiet. Ein weiterer Aufstieg führte zu einer als Pilz gebauten Rasthütte, welche uns einen Ausblick über das Umland erlaubte.
Über die Blütenstadt schrieb ich einst an dieser Stelle schon ganz viel nieder…
Renaturierung der Diepentalsperre
Schließlich wanderten wir auf die Diepentalsperre zu. Je näher wir uns dem Leichlinger Kern näherten, umso mehr wurden Erinnerungen wach. An der Talsperre und auf dem Weg durch den Wald von dort Richtung Bahnhof trainierte ich damals oft für meinen ersten Halbmarathon. Runde um Runde drehte ich (unter anderem) um das Stauwerk. Einst war es ein wunderschönes Ausflugsparadies.
Im Vorfeld zu dieser Etappe berichtete man mir, dass es an der Talsperre „nur noch schäbig“ sei. Ich bräuchte gar nicht hingehen. So ging ich mit gemischten Gefühlen und war gespannt, was mich dort erwartet. Heute sieht es am Stausee tatsächlich ganz anders aus als noch vor fünf Jahren. Das liegt daran dass die Talsperre nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entsprach und bei den privaten Eigentümern kein Geld da war, um diesen herzustellen. Schließlich wurde beschlossen das Stauwerk zu renaturieren.
Wir betrachteten alles gespannt und kamen zu dem Schluss: Es ist immer noch schön, eben anders als damals. Hier ist ein natürlicher Lebensraum für Tiere entstanden, die vorher so nicht dort waren. Wenngleich auch das einst florierende „Haus Diepetal“ nicht mehr bewirtschaftet ist: Den Kiosk direkt davor gibt es nach wie vor. So saßen wir mit Bier am Ufer des „Tümpels Diepentalsperre“ führten tolle Gespräche und beobachteten zahlreiche Wasservögel.
Hinter der Stauung verlassen wir den Bergischen Weg und wandern durch den Wald in den Stadtkern von Leichlingen und von dort zum Bahnhof. Auf dem Weg dorthin lassen wir es uns nicht nehmen im Café Strieker einzukehren – welches mir auch noch durchaus bekannt ist.
P.S.: Ich erwähnte Eingangs, dass ich nun von meiner To-Do-Liste streichen konnte, einmal von Essen bis nach Leichlingen gelaufen zu sein. Wie es mit To-Do-Listen so ist: Ist das eine erledigt, nimmt man das nächste in Angriff. Und in diesem Fall war es tatsächlich eine Alpenüberquerung. Auch dies war ein langgehegter Traum und angestiftet durch Herrn Müller, gingen wir nur vier Wochen später über die Alpen. 🙂
Der Bergische Weg, Etappe 5: GPS-Track
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