Der Schnee knirschte unter meinen Sohlen, schockgefrostete Eiskristalle glitzerten an den Ästen über dem Bach. Am Ufer saßen ein paar Enten völlig unbeeindruckt im Schnee. Im Winter kann man nicht wandern! Oder doch? Ich verrate dir, was du beim Wandern im Winter unbedingt beachten musst, welche Schuhe sich eignen und welche Ausrüstung du außerdem für eine Winterwanderung benötigst.
Das Märchen von der Wandersaison
Sobald es im Frühjahr etwas wärmer wird, liest man in Foren oder Facebook-Gruppen oft Fragen wie „Wann fangt ihr wieder an zu wandern?“. Ich finde das witzig, weil: Ich höre gar nicht auf damit!
Warum sollte ich auch? Weil es früher dunkel wird? Weil es kälter ist? Weil ich nass werden könnte? Die Mär von der „Wandersaison“ hält sich hartnäckig. Dabei kannst du zu jeder Jahreszeit wandern! Und der Weg, den du im Sommer gegangen bist, zeigt sich im Herbst oder im Winter komplett anders – auch wenn kein Schnee liegt.
Kann man im Winter wandern?
Die Frage, ob man im Winter wandern kann, lässt sich also ganz klar mit „Ja“ beantworten. Du kannst zu jeder Jahreszeit und fast überall wandern und das Winterwandern ist sogar besonders schön. Wenn du dabei ein paar grundsätzliche Hinweise beachtest, steht der Wanderung in den kalten Monaten nichts im Wege.
Worauf du achten solltest:
- Planung deiner Tour
- Richtig pausieren
- Kleidung
- Schuhe
- Ausrüstung
- Sonnenschutz
- Verpflegung
Warum Winterwandern?
Auch, wenn die Sonne im Winter nicht immer scheint: Tageslicht kurbelt die D3-Produktion an und das hebt nebenbei sofort die Laune. Wandern stärkt immer, besonders aber in der kalten Jahreszeit, dein Immunsystem. Außerdem ist das Stapfen im Schnee (oder auch auf Matsch 🙂 ) anstrengendert. Dies beansprucht deine Muskeln mehr und stärkt die Ausdauer. Wer das Wandern im Winter nicht gewohnt ist, sollte mit etwas kürzeren Touren starten.
Gut zu wissen: Bei Sourbrodt im Hohen Venn (Belgien) habe ich eine tolle Schneewanderung gefunden!
Wie plane ich eine Wandertour im Winter?
Wer eine Wanderung in der dunklen Jahreszeit plant, beginnt mit der Frage: Wann wird es hell? Wann wird es dunkel? Berücksichtige dabei, dass die Sicht im Wald schon früher schlecht wird. Wenn du weißt, wie viele Stunden Tageslicht dir zur Verfügung stehen und wann du starten möchtest, suchst du eine Strecke aus.
Die Strecke sollte deiner Fitness und deinem Lauftempo angemessen sein. Hierbei beachtest du die Wetterverhältnisse. Ist die Strecke begehbar – liegt vielleicht Schnee? Darüber hinaus ist das Gehen auf Schnee anstrengender. Solltest du mit mehreren weiteren Personen unterwegs sein, wandert ihr erfahrungsgemäß langsamer. 3,5 – 4 km/h sind ein guter Anhaltspunkt hierfür. Vergiss nicht die Pausen einzuplanen!
Ich wandere im Winter meist nicht mehr als 20 -25 km und die Pausen fallen eher kurz aus, dafür aber mehrere. Bedenke auch, dass du unter Umständen Wegzeichen nicht mehr erkennen kannst, weil sie zugeschneit sind, dadurch benötigst du mehr Zeit für die Wegfindung.
Pausiere im Winter anders als im Sommer
In der kalten Jahreszeit ist die Planung der Pausen enorm wichtig. Am besten planst du diese eher kurz (höchstens 10 Minuten) und dafür vielleicht mehrere. Wenn du zu lange pausierst, fängst du an zu frieren und der Körper kühlt aus. Falls es eine Sitzgelegenheit gibt, solltest du etwas darunter legen. Ich habe immer ein kleines isoliertes Sitzkissen dabei, damit ich mich ggf. auch hinsetzen kann.
Faustregel: Spätestens wenn du anfängst zu frösteln, ist es Zeit, weiter zu gehen.
Wandern im Winter: Die optimale Kleidung
Wenn es draußen klirrend kalt ist: Beim Wandern (ja, auch im Schnee) wird dir sehr schnell warm! Du musst also mit deiner Kleidung flexibel reagieren können. Wanderst du nach einem Aufstieg wieder abwärts oder in der Pause zum Beispiel frierst du sehr schnell. Hervorragend geeignet ist das altbewährte Zwiebelprinzip.
- Für die unterste Schicht, die Unterwäsche, eignet sich Funktions- bzw. Thermowäsche. Optimalerweise aus Merino-Wolle, denn diese wärmt, wenn es kalt ist und kühlt, wenn es warm ist. Außerdem: Socken – am besten ebenfalls aus Merino-Wolle.
- Als zweite Schicht eignet sich eine Winterwanderhose und ein kuscheliges Longsleeve. Winterwanderhosen sind in der Regel wetter- und wasserfest. Sie halten also nicht nur Wind ab, sie trotzen auch Schnee, Regen und Feuchtigkeit im Allgemeinen. Mit einer feuchten Hose wird es schnell ungemütlich, außerdem läufst du Gefahr krank zu werden.
- Zuletzt kommen eine Fleecejacke oder Softshell-Jacke und eine (ebenfalls) wetterfeste Outdoorjacke. Mütze, Handschuhe und Schal oder Halstuch dürfen natürlich ebenfalls nicht fehlen.
Wichtig ist, dass du wirklich etwas ausziehst, wenn es dir zu warm wird und es wieder überziehst, wenn dir kalt wird. Sonst schwitzt du unnötig und der Körper kühlt noch schneller aus, als er es ohnehin schon tut.
Die passenden Schuhe für deine Winterwanderung
Wenn etwas dir die Winterwanderung richtig vermiesen kann, dann sind es ungeeignete Schuhe und/oder nasse Füße. Das falsche Schuhwerk kann dazu führen, dass du auf Matsch, Schnee oder gar Eis rutscht und nicht sicher gehst. Darüber hinaus dringt übermäßige Nässe gerne und schnell durch nicht wetterfeste Schuhe. Kalte und nasse Füße braucht niemand! Im Winter bin ich meistens mit den LOWA RENEGADE GTX MID Ws unterwegs und komme damit super klar.
Während ich im Sommer beispielsweise überwiegend mit Halbschuhen unterwegs bin, tue ich das im Winter nicht. Der Schaft sollte bis über die Knöchel gehen und Halt bieten. Darüber hinaus kommt nicht so schnell Schnee in die Schuhe. Wer keine speziellen Winterwanderschuhe hat, kann seine Schuhe mit einer warmen Einlegesohle versehen und/oder dicken Socken (z. B. Merino) tragen. Achte darauf, dass du deine Schuhe nicht zu eng schnürst, denn auch das sorgt für kalte Füße.
ACHTUNG: Stellt nasse Schuhe zum trocken niemals an oder gar auf die Heizung, davon nimmt das Leder Schaden. Falls sie von innen nass sind, gib Zeitungspapier rein – welches du zwischendurch auswechseln kannst. Trocknen lässt du die Schuhe (ggf. auf Zeitungspapier) einfach bei Zimmertemperatur (aber nicht an oder auf der Heizung). Im Winter benötigen Schuhe außerdem eine besondere Pflege.
Grödel
Im Ruhrgebiet liegt nicht oft Schnee, deshalb kommt es eher selten zu einer richtigen Schneewanderung. Letzten Winter war das anders und ich dachte einige Male: „So was wie Schneeketten für die Schuhe wären nicht schlecht!“ Und tatsächlich: Eine solche Erfindung gibt es, sie nennt sich „Grödel„. Du ziehst sie einfach über die Schuhe und die Spikes geben zusätzlichen Halt bei rutschigen Passagen.
Gamaschen oder Regenhose
Liegt höherer frischer Schnee, sorgen Gamaschen oder auch eine Regenhose für trockene Füße und Hosenbeine. Gamaschen zum Wandern befestigst du einfach unter den Schuhen und ziehst sie mit einem Reißverschluss zu. Sie liegen ganz eng über dem Schaft deines Schuhs und einem Teil der Schienbeine. Sie sind wasserdicht und verhindern bei höheren Schneemengen ein Eindringen in die Schuhe und somit ebenfalls ein Durchnässen der Hosenbeine.
Wandern im Winter: Ausrüstung
Für eine Winterwanderung brauchst du einen ausreichend großen Rucksack. 25 bis 30 Liter sollten es schon sein. Was gehört neben dem Proviant für eine Wintertour in den Rucksack?
- Stirnlampe (falls du doch in die Dunkelheit gerätst)
- Karte/GPS/Handy
- Powerbank (Akkus entladen sich bei Kälte schneller)
- isoliertes Sitzkissen
- Sonnencreme/Sonnenbrille
- Fettstift mit UV-Schutz für die Lippen
- Isolierflasche mit heißem Getränk
- Regencape für den Rucksack
- ggf. ein langärmliges Shirt zum Wechseln (das find ich vor allem auch dann angenehm, wenn man plant, am Schluss noch irgendwo einzukehren)
- Wanderstöcke – bei Bedarf (Sie geben dir ebenfalls zusätzlichen Halt an eisigen oder rutschigen Stellen. Den Fuß unten kann man gegen Schneeteller austauschen, die in der Regel auch dabei sind)
Sonnenschutz bei Schnee und Eis
Auch im Winter solltest du den Sonnenschutz nicht vergessen. Schnee und Eis reflektieren das Sonnenlicht und zack, ist es passiert. So ging es mir im Anfang des Jahres! Vor lauter Freude über das seltene Ereignis im Schnee zu wandern, vergas ich schlichtweg den Sonnenschutz. Schon an Tag 2 hatte ich auf den Augenlidern und auf den Lippen einen Brand:
Gut zu wissen: Hier habe ich dir ein paar winterliche Wanderungen zusammengestellt, die auf einem Weihnachtsmarkt enden!
Wandern im Winter: Verpflegung
Wanderungen im Winter und gerade auf Schnee sind immer anstrengender als andere Touren. Durch Kälte und Anstrengung verbraucht dein Körper mehr Energie. Daher ist es hier besonders wichtig, auf ausreichende Verpflegung zu achten. Verlasse dich auch lieber nicht darauf, dass schon „irgendwo eine Einkehrmöglichkeit“ kommen wird. Denn diese sind im Winter tatsächlich oft geschlossen.
Wenn du regelmäßig zwischendurch etwas isst, bewirkt das auch, dass dein Körper immer etwas zu tun hat und arbeitet – dadurch frierst du weniger. Wahre Wunder bewirkt die Thermoskanne mit heißem Tee (oder auch mal Kaffee). Der Tee wärmt dich von innen wieder auf. Und ganz ehrlich: Es gibt nichts Schöneres, als bei einer knackig kalten Wanderung die Thermoskanne mit dem heißen Getränk aus dem Rucksack zu holen… 🙂
Du siehst, wenn du ein paar Dinge beachtest, kannst du im Winter völlig problemlos zu Fuß in der Natur unterwegs sein.
Hast du noch Tipps für eine Wanderung im Schnee? Erzähle mir gerne in den Kommentaren davon! 🙂
Fragen & Antworten zum Winterwandern
Nein. Du kannst das ganze Jahr über Wandern – auch im Winter.
Ja. Du musst deine Wanderungen nur etwas anders planen.
Ja. Du solltest allerdings unter anderem beachten, dass Wandern im Schnee anstrengender ist und deine Wanderung entsprechend planen.
Tolle Schneewanderungen kannst du zum Beispiel in der Eifel oder im Hohen Venn unternehmen.
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