Wanderwissen

Was ist Waldbaden und warum ist es sinnvoll?

Waldbaden: Ein unberührter Wald in Oberbayern

Vor einigen Jahren erfuhr der Begriff „Waldbaden“ einen regelrechten Hype. Es war ein Modebegriff und alle Welt ging „im Wald baden“. Aus diesem Grund nahm ich das Wort nicht in den Mund. Nie! Bis heute. Denn: Ist es nicht das, was wir beim Wandern tun? Lasst es uns ergründen!


Einmal Wald, bitte! Das „Baden im Wald“ hilft dir dabei Gedanken abzuschalten und Stress abzubauen. Und das sind nur zwei, von vielen positiven Effekten. Mittlerweile hat sich das Phänomen etabliert und wenn ich genau darüber nachdenke, tun wir beim Wandern – bewusst oder unbewusst – nichts anderes als: Waldbaden! Es kommt natürlich ein bisschen auf die Gegebenheiten an.

„Rennst“ du mit 6 km/h durch die grüne Oase, bekommst du deutlich weniger von deiner Umgebung mit, als wenn du mit gemütlichen 3 km/h unterwegs bist. Auch ob du alleine unterwegs bist oder mit mehreren Personen, hat einen Einfluss darauf, was du wahrnimmst. „Wie“ du wanderst, entscheidet also darüber, wie viel du von deinem Drumherum mitbekommst. Aber: Die positiven Effekte z. B. auf das Immunsystem hast du immer.

Das ist für mich Grund genug, um mich mit dem Begriff einmal genauer auseinanderzusetzen.

Was ist mit Waldbaden gemeint?

Tatsächlich ist bereits seit den 80ern der japanische Begriff Shinrin-Yoku bekannt, der das Mysterium „Waldbaden“ beschreibt. Gemeint ist (jetzt wird es etwas spirituell) ein meditatives Erlebnis gepaart mit der gesundheitlichen Wirkung der Bäume. Japanische Forscher stellten schon damals fest, dass sich das Immunsystem durch einen Aufenthalt im Grünen positiv verändert. In Japan gehört Shinrin-Yoku zum Alltag und wird als Element eines gesunden Lebensstils angesehen.

Bewege dich langsam, achtsam und still mit allen Sinnen im Wald.

Ein Waldbad könnte zum Beispiel so aussehen: Suche dir eine schöne baumreiche Ecke in der Natur. Schalte dein Handy auf lautlos oder sogar in den Flugmodus! Bewege dich nun still und langsam durch die Umgebung.

Achte auf deine fünf Sinne!

  • Fühlen:
    Nimm dir Zeit, um den Untergrund, auf dem läufst du erspüren. Läufst du auf einem weichen und leisen Waldweg? Sind da Steine oder Wurzeln und spürst du sie? Oder läufst du auf Fels? Ist da vielleicht Moos? Wie fühlt es sich an? Vielleicht magst du sogar für einen Moment die Schuhe ausziehen?
  • Riechen:
    Was riechst du? Vielleicht verschiedene Baumarten? Kiefern? Birken? Tannen? Feuchtes Moos oder nasses Holz? Oft riechst du auch Tiere, die sich in der Nähe aufhalten oder kürzlich dort aufgehalten haben. An einem heißen Sommertag riecht der Wald anders als an einem kalten Wintertag. Und wenn die Bäume nass sind, riechen sie anders, als wenn sie trocken sind. Nimm alles wahr!
  • Schmecken:
    Beim Schmecken gilt es Vorsicht walten zu lassen, wenn du keine (ausgebildete) Person dabei hast, die dir mit Sicherheit sagen kann, was genießbar ist und was nicht. Es ist aber genauso eine Sinneswahrnehmung, wenn du z. B. das Butterbrot schmeckst, dass du gerade vorher gegessen hast. Oder das Getränk, welches du gerade getrunken hast. Manchmal ist auch ein Gerucht so intensiv, dass du ihn „auf der Zunge schmeckst“.
  • Hören:
    Was hörst du? Vögel? Wie viele verschiedene sind es? Kuckuck? Specht? Bussard? Welche Tiere kannst du noch hören? Vielleicht erkennst du sie sogar! Knackendes Holz? Wind und/oder das Rascheln der Blätter? Regentropfen oder einen Bach, der in der Nähe rauscht? Höre genau hin! 🙂
  • Sehen:
    Welche Bäume, Pflanzen oder Tiere siehst du? Schnecken? Ameisen? Salamander? Vielleicht Tierspuren am Boden oder im Matsch? Wie sieht der Käfer aus, der am Baum hochklettert? Welche Farbe haben die Blätter der Bäume? Wie unterscheiden sie sich von anderen Blättern? Schaue dir alles an!

Für das Waldbaden gibt keine festen Regeln. Du kannst es auf eigene Faust und für dich selbst machen, wenn du im Grünen unterwegs bist. Es gibt aber auch ausgebildete Natur-Entspannungs-Trainer, die entsprechende Führungen mit besonderen Techniken anbieten.

Wenn du „Waldbaden Angebote“ oder „Waldbaden + deinen Ort“ googelst, wirst du schnell fündig.

Hier findest du ein paar Anregungen für kleinere und größere Rundwanderwege in Deutschland.

Achtsam im Wald: Regentropfen an einer Kiefer
Achtsam im Wald: Regentropfen an einer Kiefer

Warum ist Waldbaden gesund?

Vor allem sind es die sogenannten Terpene, die dafür verantwortlich sind, dass sich ein Aufenthalt im Wald positiv auf das körperliche und seelische Wohlbefinden auswirkt. Terpene sind Duft- bzw. Botenstoffe, die von Bäumen produziert und von uns eingeatmet werden. Im Sommer, bei Nebel oder nach einem richtig dicken Regenguss ist die Konzentration der Terpene besonders hoch.

  • Körper:
    Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass bereits ein kurzes Waldbad Blutdruck, Atmung und Puls verbessert.
  • Immunsystem:
    Wissenschaftler fanden ebenfalls heraus, dass ein längeres Waldbad das sogenannte DHEA-Hormon deutlich erhöht. Es beugt Herzerkrankungen vor und ist für Herz-Kreislauf-Funktionen verantwortlich. Außerdem steigt der Gehalt an natürlichen Killerzellen (z. B. gegen Viren) erheblich.
  • Stress:
    Der Cortisolspiegel sinkt beim Waldbaden. Dein Stress lässt nach und du fühlst dich ruhiger und entspannter. In Japan ist die Waldmedizin ein anerkanntes Forschungsgebiet und es ist völlig normal, dass etwa bei Burnout eine „Waldtherapie“ verschieben wird.
  • Gedanken:
    Nicht zuletzt sorgt der achtsame Fokus auf die Umgebung dafür, dass du dich von stressenden oder quälenden Gedanken (zumindest zeiweise) lösen kannst. Zu einem späteren Zeitpunkt kannst du diese Gedanken noch einmal mit Abstand betrachten.

Wenn du mehr über das Thema „Selbstheilung“ und wie du deine Selbstheilungskräfte aktivierst erfahren möchtest, dann schaue doch mal bei meiner Bloggerkollegin Kerstin vorbei. Sie ist Gesundheitsberaterin. Bei ihr findest du ein spannendes Interview mit einer Heilpraktikerin zu diesem Thema.

Ein Baum, der auf einem Fels wächst
Ein Baum, der auf einem Fels wächst

Wie lange dauert ein „Bad im Wald“?

Im Grunde kann dein Ausflug in die Natur so lange dauern, wie du es für gut und richtig hälst. Um einen nennens- oder bemerkenswerten Effekt zu erzielen, sollten es schon ca. 2 Stunden sein. Forscher empfehlen mindestens zwei Waldtage im Monat oder mindestens zwei Waldstunden in der Woche. Aber auch, wenn du lieber kleinere Einheiten wählen möchtest, etwa öfter mal 20 oder 30 Minuten, hat auch das positive Effekte.

Was zieht man für ein Waldbad an?

Du kannst anziehen, worin du dich wohl fühlst und dich gut bewegen kannst. Du brauchst also keine „Waldbadehose“ und es gibt auch keinen „Waldbademeister“. 🙂 Du badest nur im übertragenen Sinne in deiner Umgebung.


Mein Fazit zum Thema Wandern und Waldbaden

Wandern und Waldbaden liegen eng beieinander. Schon alleine dadurch, dass du im Grünen unterwegs bist, badest du darin. Es liegt an dir, wie viel Zeit zu hast und wie intensiv du es auskosten möchtest. Bei mir ist es oft so, dass ich automatisch langsamer gehe, wenn ich in ein besonders schönes Stück Wald gelange. Dann schaue ich mir alles an, nehme wahr und genieße. ❤️


Was denkst du darüber? Hast du schon einmal im Wald gebadet? Was für Erfahrungen hast du gemacht? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar!

Waldbaden: Baumstumpf, Moos, Gras, Laub - was siehst du noch?
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1 Comment

  • Reply
    Kerstin Bosker
    30. Oktober 2023 at 11:52

    Gesundheit kann so einfach sein. Mich fasziniert die positive Wirkung auf das Immunsystem. Ein informativer Beitrag der motiviert regelmäßig im Wald zu baden.

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